Parizat ist eigentlich ein Begriff aus der Botanik und zwar handelt es sich um den Namen einer nachtblühenden Jasminart. Unter diesem Künstlernamen veröffentlichte Bishnu Kumari Waiba, so ihr bürgerlicher Name, Gedichte und Prosawerke.
Geboren wurde Parizat 1937 in Darjeeling (Indien), wohin ihr Großvater mit seiner Familie gezogen war. Darjeeling besaß zumindest damals einen stark nepalesischen Charakter, so dass Parizat auch dort in der nepalesischen Kultur aufwuchs. Gestorben ist sie 1993 in Kathmandu.
Parizats Mutter starb, als diese 3 Jahre alt war. Großgezogen wurden sie und ihre 5 Geschwister dann vorwiegend von ihrem Vater, dem Arzt Dr. K. N. Waiba.
Dieser stand ursprünglich in britischen Diensten, gab diese Stellung aber auf, da er ein Gegner der britischen Herrschaft war. Stattdessen wurde er Arzt in einem kleinen Dorf, wo er sich nicht nur medizinisch, sondern auch sozial um die arme Bevölkerung kümmerte. Außerdem umgab er sich mit einem Freundeskreis, mit dem er über Politik und Philosophie diskutierte. Nach Auskunft von Parizat beschäftigte er sich u.a. mit Marx, Engels und Gandhi.
Einen Teil ihrer Schulzeit verbrachte Parizat in Darjeeling, mit 17 Jahren zog sie nach Kathmandu und besuchte dort die Universität, die sie mit einem „Bachelor of Arts“ abschloss.
Parizats Gesundheit war schon als Kind stark angegriffen, ab ihrem 26. Lebensjahr war sie teilweise gelähmt und in ihrem weiteren Leben auf die Hilfe ihrer Schwester angewiesen. Dennoch unternahm sie viele größere Reisen. Immer wieder musste sie jedoch zu längeren Aufenthalten ein Krankenhaus aufsuchen.
Mit ca. 14 Jahren hatte Parizat bereits mit dem Schreiben begonnen, aber erst 1959 wurde ihr erstes Gedicht veröffentlicht. Insgesamt umfasst ihr literarisches Werk 3 Gedichtsammlungen und 10 Novellen. Ihr bekanntestes Prosastück ist „Shirish Ko Phool“ (Blaue Mimosen), in dem sie das Leben eines traumatisierten Veteranen des Zweiten Weltkriegs beschreibt. Diese Geschichte wurde in mehrere Sprachen übersetzt, u.a. ins Deutsche, und auch verfilmt.
Ein wichtiges Thema für Parizat war die weibliche Unterdrückung in einer männlich dominierten Welt, z.B. wenn sie schreibt, wie arme nepalesische Mädchen mit dem Versprechen auf ein besseres Leben nach Indien gelockt werden und dort in einem Bordell landen. Außerdem schrieb sie viele Aufsätze zum Thema Befreiung der Frau.
Parizats Denken war stark marxistisch ausgerichtet. Sie trat der kommunistischen Partei Nepals bei und versuchte in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts vergeblich, eine linksgerichtete literarische Bewegung zu etablieren (sog. Ralpha Movement).
Wie ihr Vater war Parizat Atheistin. So drückte sie in dem Gedicht „In den Armen des Todes“ ihre Hoffnung aus, dass die Vorstellung der Reinkarnation nicht wahr, sondern der Tod die endgültige Erlösung sei.
Parizat erhielt für ihr Werk mehrere Preise und hatte großen Einfluss auf die nepalesische Literatur. Sie wird als die bedeutendste weibliche Schriftstellerin Nepals angesehen. Noch heute veranstaltet die Zeitung „Kathmandu Post“ jedes Jahr an ihrem Todestag eine Gedenkfeier zu ihren Ehren und beim Nepaltag 2014 in Köln gab es eine Lesung aus ihrer Novelle „Blaue Mimosen“.
Neben ihrer Arbeit als Schriftstellerin engagierte sich Parizat sehr stark politisch und sozial. Sie gründete z.B. die Prisoners’ Assistance Mission (PAM), eine Organisation, aus der auch das Parizat Nestling Home hervorging.
Literatur:
(1) Understanding Parijat through the Prism of her Biography; Bodhi: An Interdisciplinary Journal, Vol. 2, No. 1, Serial No. 2, 2008
(2) Blaue Mimosen, ISBN 978-3-9817381-0-0, Deutsch-Nepalische Gesellschaft Köln